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Radsport bekommt in Osttirol die große Bühne

01.03.2023 - 13:08

Franz Theurl ist Präsident des Tourismusverbandes Osttirol. Das Verwalten von Hotelbetten genügt ihm aber nicht. Der Sport ist seine Leidenschaft. Dolomitenrundfahrt, SuperGiroDolomiti, Dolomitenmann – wenn in Osttirol großer Sport eine Bühne bekommt, hat Franz die Bretter gelegt. Im Interview erzählt er, was die Region Radsportlern zu bieten hat.

Dieses Jahr findet die Dolomitenrundfahrt bereits zum 35. Mal statt und ist damit ein wahrer Klassiker. Was gibt es zur Historie dieser Rundfahrt zu erzählen?
Die Dolomitenradrundfahrt wurde bereits im Jahr 1950 erstmals ausgetragen und war dann über viele Jahre ein Klassiker unter den Radrennen in dieser Zeitepoche.

Im Jahr 1985 habe ich dieses Rennen neu aufgegriffen und daraus eine Touristikfahrt gemacht, die der erste Ansatz für die heutigen Radmarathons war. Bereits bei der ersten Auflage hatten wir über 500 Teilnehmer am Start und sieben Jahre später waren es sogar 2400, die unsere wildromantischen Lienzer Dolomiten umrundeten. Später gab es dann auch eine lange Variante über 187 km und 3200 Höhenmeter. Diese Strecke führte ebenfalls über Osttiroler und Kärntner Boden – wobei es am Weißensee vorbei über den Kreuzberg ins Gailtal ging.

Seit nun neun Jahren haben wir den SuperGiroDolomiti als Extremstrecke ausgeschrieben, die zuletzt und auch dieses Jahr über den Giro-Mythos „Monte Zoncolan“ führt. Dabei sind 228 km und 5.450 Höhenmeter zu bewältigen. Die Strecke wird von den Spezialisten als etwas schwieriger als der Ötztal Radmarathon beschrieben.

Übrigens haben wir in Osttirol schon mehrere Giro-Etappen zu Gast gehabt und zweimal davon sind wir von Lienz auf den Monte Zoncolan gefahren, das war 2007 und 2011. Also verbindet uns mit diesem Mythosberg einiges.

Darüber hinaus haben wir eine Kooperation mit dem benachbarten Friaul im Tourismus, sodass diese grenzüberschreitende Sportgroßveranstaltung als eine wertvolle Ergänzung unserer Zusammenarbeit gesehen werden kann. Besonders das Flair in Italien – mit beflaggten Häusern, viele Radfans stehen applaudierend am Straßenrand und ein Großaufgebot der Polizei überwacht den SuperGiroDolomiti.

In den vergangenen 35 Jahren hat sich durch die Dolomitenradrundfahrt auch eine große Freundschaft und gute Zusammenarbeit zwischen dem Kärntner Lesachtal und Osttirol entwickelt. So organisiert Walter Kubin mit seinen Vereinen schon seit Anbeginn mit mir diese Veranstaltung – wo er für den Kärntner Abschnitt, circa die halbe Strecke, verantwortlich ist. Nun ist dort auch schon sein Sohn und Vize-Bürgermeister Gerald Kubin mit im Organisations-Team.

Das Lesachtal wird nicht umsonst als die umweltfreundlichste Region Europas bezeichnet. Die Dolomitenradrundfahrt ist daher eine Veranstaltung für Körper, Geist und Seele, also auch für Genussradler. Entlang der Strecke spielen den ganz Tag Musikkapellen am Straßenrand, um die Teilnehmer anzufeuern. Die Begeisterung der Bevölkerung kann sich dabei sehen lassen. Also ein Volksfest rund um die Lienzer Dolomiten.
 
Gibt es Anekdoten oder Erinnerungen an dieses Rennen, die hängen geblieben sind?
In der 35-jährigen Geschichte hat sich viel ereignet. Wichtig ist mir dabei, dass es in all den Jahren zu keiner nachhaltigen Verletzung von Teilnehmern und bis dato, Gott sei Dank, niemand zu Tode gekommen ist. Das ist auch auf die hervorragende Überwachung und Absperrung der Strecke in Osttirol, Kärnten und Italien zurück zu führen.

Auch in organisatorischer Hinsicht ist die Dolomitenradrundfahrt äußerst gut von den Teilnehmern bewertet. Wir hatten schon viele prominente Freunde des Radsports aus ganz Europa als aktive Teilnehmer dabei. Gerne erinnere ich mich noch, als 1996 der legendäre Giro-Chef Vicenzo Torriani uns im hohen Alter seine Ehre erwies und den Start freigegeben hat. Er machte mit mir dann auch die Runde um die Lienzer Dolomiten und zeigte sich von der Landschaft und den Leuten begeistert.

Auch Francesco Moser war schon öfters aktiv und als Ehrengast dabei. Einmal hätte er beinahe einen Straßenteiler bei der Abfahrt mitgenommen. Seither wird dieser bei jeder Rundfahrt von der Straßenmitte entfernt. Es gäbe Geschichten über eine Vielzahl von legendären Radprofis zu erzählen – würde aber den Rahmen sprengen. Ich hatte auch drei Jahre das BORA-Team als Trainingspartner in Lienz verpflichtet. Dabei war die Dolomitenrunde ihre Leibspeise und sie kehrten immer wieder mit großer Begeisterung von Ihrer Trainingsfahrt zurück.
 
Die Lienzer Dolomiten stehen bei dieser Runde Spalier. Was ist Dein persönliches Highlight auf der Strecke?
Die Strecke ist sehr abwechslungsreich und beeindruckt durch die unberührte Naturlandschaft. Das Flair entsteht durch die begeisterte Bevölkerung und die Musikkapellen ähnlich wie beim großen „Giro“.
 
112 Kilometer und nicht einmal 2000 Höhenmeter sind für Freizeitsportler und Sportlerinnen gut machbar. Wer macht da alles mit bei der Dolomitenrundfahrt?
Es gibt ja viele, die sich und anderen sportlich etwas beweisen wollen. Die Leistungsdichte bei den ersten 300 ist enorm hoch. Es gibt dann auch viele, die diese sportliche Herausforderung annehmen und die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers prüfen wollen. Das ist wohl ein Großteil der Teilnehmer.

Auch immer mehr Frauen nehmen an der Dolomitenradrundfahrt teil und erbringen enorme sportliche Leistungen. Es gibt aber auch einige, die bei der Fahrt um die Lienzer Dolomiten die Seele so richtig baumeln lassen und am späteren Nachmittag im Ziel in der Lienzer Altstadt eintreffen – wahre Genussradler. Also, die Runde ist für jeden zu bewältigen, es ist nur die Frage, wie man es angeht.
 
Nun gibt es aber auch bereits zum neunten Mal die Möglichkeit, eine gewaltige Extra-Schleife zu fahren und den SuperGiroDolomiti zu bewältigen. Wie kam es zu der Idee, auch einen anspruchsvollen Radmarathon zu veranstalten?
Die Idee ist eigentlich aus der Nachfrage entstanden. Immer länger, höher und schwieriger. Wir wollten damit auch dem „Ötztaler Traum“ eines draufsetzen, beziehungsweise in diese Liga aufsteigen.
 
Plöckenpass hin und zurück und der Monte Zoncolan, das ist nichts für schwache Nerven. Wie ist das Feedback der Sportlerinnen und Sportler auf dieses Monster?
Das Feedback der Teilnehmer ist sehr gut, da die Strecke während des Rennverlaufes gut abgesichert, beziehungsweise überwiegend gesperrt ist. Es gilt natürlich, in Italien wie auch in Österreich die Straßenverkehrsordnung einzuhalten. Über den Plöckenpass hin und zurück ist insofern gut, da wir den halben Tag diese Strecke komplett sperren können. Das ist wichtig für die Sicherheit der Teilnehmer.
 
Der Abstecher ins Friaul macht diese Strecke auch kulturell abwechslungsreich. Warum kam es zu dieser Runde? Gab es andere Streckenoptionen für den SuperGiro?
Wir sind anfangs über den Lanzenpass und über das Naßfeld gefahren. Das waren auch über 5000 Höhenmeter. Diese Straße wurde dann durch Murenabgänge und Unwetter derart in Mitleidenschaft gezogen, sodass sie erst für den Sommer 2023 wieder in Betrieb genommen werden kann. In kulinarischer Hinsicht ist das Friaul wohl unschlagbar. Auch der Wein fließt dort in hoher Qualität zu sehr günstigen Preisen. Dazu kommt noch, dass diese Region eher schwach frequentiert ist und hunderte von Nebenstraßen fast keinen Verkehr aufweisen. Also ein wahres Paradies für Radler aller Art.
 
Lienz ist eine Sportstadt mit einer Menge an hochkarätigen Events. Welche dieser Sportveranstaltungen stehen in Deiner persönliche Rangliste ganz oben?
Die Dolomitenradrundfahrt mit SuperGiroDolomiti, der Dolomitenlauf im Winter, der Red Bull Dolomitenmann im September, auch zum 35. Mal, regelmäßige Etappenankünfte der „Tour of the Alps“ und auch vom „Giro d`Italia“ sowie im Winter das Damenweltcuprennen.

Fotos: Tourismusverband Osttirol/Expa Pictures
 
 

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